INTERVIEW: Prof. Dr. Ulrike Guérot, Greta Garbo der Politikwissenschaft. Würde sich wünschen, dass die Krise zu der Besinnung führt, was wir wirklich brauchen. Und: Dass Europa sich staatlich emanzipiert und den Wesenskern seiner Zivilisation – die res publica – in und mit der Welt zu neuer Blüte bringt. Wie? Nach dem Motto: „Wir sind, was wir denken!“ Wie? „Man muss das Leben tanzen“ (Friedrich Nietzsche). Auch wenn es regnet … Genial, brillant und erfrischend!
Politikwissenschaftlerin & Publizistin
INTERVIEW: 10 Fragen +
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1 DEIN Name!
Ulrike Guérot, Politikwissenschaftlerin
& Publizistin
2 Wenn du nicht „DU“ wärest – WIE wärest du
gerne? (Wie Goethe? Deine Schwester? Einstein? Oder? Oder?)?
Eigentlich bin ich genau das, was ich
werden wollte, als ich klein war.
Aber manchmal – sehr selten - träume ich mich in die Leben der ganz großen Frauen hinein, vor allem Künstlerinnen, Schauspielerinnen oder Schriftstellerinnen: Edith Piaf, Hildegard Knef, Greta Garbo, Marlene Dietrich, Simone Signoret, Hannah Arendt, Simone Weil, Olympe de Gouges, Maria Callas, Ella Fitzgerald, Janis Joplin, Marguerite Yourcenar, Simone de Beauvoir; Ingrid Bergman, Isabelle Huppert usw.
3 Warum?
Zum einen, weil sie alle so mutig,
selbstbewusst und unabhängig waren und der Welt so viel Schönes oder wichtige
Texte geschenkt haben.
Zum anderen aber, weil die Figur der Diva
für mich etwas zugleich Tragisches und Anziehendes hat. Viele von ihnen waren
ja alleine und zum Teil einsam.
4 DEIN Satz zu CORONA – welche Chancen und
Möglichkeiten erkennst DU durch die Pandemie?
Ich weiß noch nicht, ob ich viele Chancen
sehe.
Alles ist noch sehr überlagert durch drei
Metatrends – Re-Feudalisierung, Hygienisierung und Digitalisierung – die m. E.
durch Corona verstärkt werden und die ich alle drei als anti-aufklärerisch
empfinde.
Wenn wir es schaffen, diese eher
dystopischen Trends zu kanalisieren, dann würde ich mir wünschen, dass die
Corona-Krise zu einer großen Besinnung darüber führt, was wir wirklich brauchen
(nämlich sehr wenig, wobei die wirklichen wichtigen Dinge für Geld nicht zu
kaufen sind); und mithin zu einer Infragestellung der „Konsumgesellschaft“.
5 DEIN Satz zum Jahr 2021 – was erfüllt
DICH mit Zuversicht, Hoffnung und Vertrauen?
Immer wieder mein Lieblingssatz aus den „Teachings
of the Buddha“:
„We should view the
nature of the universe as created by mind alone.”
Also: Wir sind, was wir denken! Anders
formuliert: Mit unserem mind (Geist) gestalten wir die Welt …
6 DEINE Vision für 2021 – für die Welt, für
Europa, für DICH?
Dass Europa durch Corona die Chance ergreift, sich endlich staatlich emanzipiert, eine Europäische Republik begründet und den Wesenskern seiner Zivilisation – die res publica – in und mit der Welt zu neuer Blüte bringt.
7 Konkret: DEIN WUNSCH-AUFTRITT in 2021
(Mailänder Scala, Sorbonne, Fernsehsender phoenix, oder, oder?)?
Bei Phoenix war ich schon öfter. Auch an der
Sorbonne war ich schon mal. Aber ich hätte gerne einmal ein Interview im
SPIEGEL, der ZEIT oder der SZ … sozusagen einen „Print“-Auftritt.
8 Was ist DEINE Botschaft für 2021 –
welchen Trost magst DU DEINER Welt, DER Welt schenken?
„Man muss das Leben tanzen“ (Friedrich
Nietzsche). Auch wenn es regnet …
9 Was ist das GANZ BESONDERE, dass DU DIR
für 2021 wünschst - für DEINE Fans, DEIN Publikum, DEINE Spektator*innen, DEINE
Leserinnen und Leser, DEIN Auditorium?
Wünschen würde ich mir Mut – und eine
Gelegenheit - für die ganz großen Bühnen: Kongresshallen, Kirchentage,
Olympiastadien, Kathedralen, um über mein Lieblingsthema – Europa – zu reden
und Europa aus den „Expertenrunden“ hinaus in eine breite Öffentlichkeit zu
bekommen. Wahrscheinlich hätte ich sehr großes Lampenfieber.
Und einen Mäzen, der mir eine eigene
Zeitschrift bzw. eine Magazin (anschub-)finanziert: „Le Journal de la
République Européenne“
10 Was wünschst DU DIR FÜR DICH für dieses
Jahr? Was möchtest DU am 31. Dezember 2021, 18:00, besonders gerne erinnern?
Welcher Wunsch soll wahr geworden sein? Welches Ziel erreicht? Welche Vision
bereits erkennbar?
Ich möchte 2021 ein kluges Buch über die
Zukunft der Demokratie schreiben (ich habe schon einen Buchvertrag) – und würde
mich freuen, wenn es ein Bestseller würde.
Und ich möchte, dass die Perspektive der
Schaffung einer föderalen Europäischen Republik im Herbst in das
Koalitionsprogramm der nächsten Bundesregierung kommt.
+ 1 Welchen spontanen Impuls hast DU für
Menschen, für die DU ein Antrieb, ein Ideal, ein Vorbild bist?
Mir wird oft gesagt, dass ich ein „Role
Model“ für junge Frauen bin. Zum Beispiel hat mir mal eine gesagt, dass sie
wegen mir Politikwissenschaft studiert. Das fand ich ganz toll. Es hat mich
gerührt. Allen jungen Frauen, für die ich das bin – und auch den jungen Männern
– wünsche ich vor allem eins: geistige Unabhängigkeit. Auch wenn es schwer ist.
+ 1 Für was bist DU vor allem DANKBAR?
Für Yoga, vor allem dafür, dass ich
Kopfstand praktizieren kann und darf: Er hilft, immer noch einen anderen Blick
auf die Welt zu haben, nämlich den: Magic is a shift of perception …
Donau-Universität
Krems
Department für Europapolitik und Demokratieforschung
Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30
3500 Krems
Email: ded@donau-uni.ac.at
Prof. Dr. Ulrike Guérot
ist Leiterin des Departments für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität
Krems und Gründerin des European Democracy Labs in Berlin. Zuvor arbeitete sie
in europäischen Think Tanks und Universitäten in Paris, Brüssel, London,
Washington und Berlin. Im Herbst 2019 wurde sie mit dem
Paul-Watzlawick-Ehrenring sowie dem Salzburger Landespreis für
Zukunftsforschung ausgezeichnet. 2020
erschien ihre neustes Buch „Nichts wird so bleiben wie es war?“ (Molden).
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