INTERVIEW: HS.-Prof. Mag. Dr. Nadja Köffler MA, hoch geschätzte Diplomatin der Wissenschaft, die auch in der Kunstwelt souveränes Hausrecht besitzt, eine gefragte Ikone für visuelle Kommunikation, Connaisseuse der Sphären von Mensch und Weltraum, Moderatorin im Begegnungsraum des Staunens, Fühlens und des Dialogs, Kultur-Kuratorin sowie Space-Gründerin – setzt sich auseinander mit weltraumassoziierten Phänomenen und vielleicht gerade deshalb kann sie auf uns Staunende wirken wie die royale Nachbarin des kleinen Prinzen und gleichzeitig wie Meg R., Albert Einsteins Nichte in „I.Q. – Liebe ist relativ“.
INTERVIEW: 10 Fragen + 1
1
DEIN Name!
Nadja
Köffler – Botschafterin zwischen den Welten und Expertin für Visuelles und
Kreatives im transkulturellen Raum
2
Wenn du nicht „DU“ wärest – WIE wärest du gerne? (Wie Goethe? Deine Schwester?
Einstein? Oder? Oder?)?
Wenn
ich nicht „ICH“ wäre, dann würde ich vermutlich eine der neun US-Amerikanischen
Raumfahrtanwärterinnen der NASA sein wollen, die aktuell für das
Artemis-Programm vorbereitet werden und in freudiger Erwartung und Hoffnung der
Auswahl der finalen Crew entgegenfiebern.
3
Warum?
Seit
meiner Kindheit war es mein großer Herzenswunsch die Erde aus einer anderen
Perspektive betrachten zu dürfen, Entgrenzung zu erleben und das zu erfahren,
was Astronaut*innen als „Overview-Effect“ bezeichnen – ein Gefühl der Ehrfurcht
und tiefer Verbundenheit für das Leben auf dem „Raumschiff Erde“ zu verspüren,
das zu einem neuen Verantwortungsbewusstsein für die Menschheit erwachsen kann.
Der Mond als Landeplatz wäre der geeignete Ort für diese Erfahrung, denn er ist
mir in den letzten Jahren ein treuer Begleiter in langen und auch dunklen
Nächten geworden. Der Erdtrabant hat mir immer wieder aufgezeigt, dass alles eine
Frage der Perspektive ist und mich zu neuen Gedankengängen geführt.
4
DEIN Satz zu CORONA – welche Chancen und Möglichkeiten erkennst DU durch die
Pandemie?
Wir
haben genau jetzt die Chance vieles zu verändern, besser zu machen, unsere
Gesellschaft anders zu denken, unsere Prioritäten und Werte auf Herz und Nieren
zu prüfen und diese eventuell neu zu definieren. Wir erleben eine Zeit, in der
die Grenzen des Herkömmlichen und Altbewährten elastisch und an manchen Stellen
auch brüchig geworden sind. Genau diese Bruchstellen sollten wir uns genauer
ansehen, den Blick darüber hinaus wagen und letzendes dem Ungewissen mit Mut
entgegentreten, denn genau das werden wir zukünftig tun müssen. Die
Corona-Pandemie hat gezeigt, dass uns nationale Abschottung nicht weiterbringt.
Wir tragen in dieser Pandemie mehr denn je globale Verantwortung. Wir müssen am
gleichen Strang ziehen, stärker miteinander kooperieren und den Austausch
miteinander suchen – im Kleinen und im Großen. Gleichzeitig erfahren wir in
dieser Zeit sehr eindrücklich, wie sehr wir mit den Menschen dieser Erde
verbunden sind – z.B. indem wir ähnliche Einschränkungen erleben und dieselben
Verluste, Ängste und Gefühle teilen.
5
DEIN Satz zum Jahr 2021 – was erfüllt DICH mit Zuversicht, Hoffnung und
Vertrauen?
Mich
erfüllt mit Zuversicht, dass der Mensch über unerschöpfliches, kreatives
Potenzial verfügt und überirdische Visionen hat, die er mit Argwohn verfolgt –
diese Visionen, der Glaube an ihre Realisierung und die Entschlossenheit bei
ihrer Umsetzung haben uns schon ins Weltall und auf den Mond gebracht. Ich
glaube an dieses kreative, visionäre Potenzial, das jeder*jede von uns in sich
trägt und vertraue darauf, dass es uns auch in dieser Krise neue Wege aufzeigen
wird.
6
DEINE Vision für 2021 – für die Welt, für Europa, für DICH?
Ich finde die Aussage von
Svitlana Ramer „Space might be our last frontier, but diversity is our last
horizon” sehr inspirierend. Ich
wünsche mir mehr Toleranz im Umgang mit Andersartigkeit – sei es nun
Andersartigkeit im Denken, Handeln, Fühlen, im Glauben, der Kleidung, dem
Erscheinungsbild. Im Rahmen der Rekrutierung von Astronaut*innen ist Diversität
ein wesentliches Kriterium, das ein gutes Team auszeichnet und auf Basis derer eine
Crew zusammengestellt wird. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die
European Space Agency aktuell erstmalig in der Geschichte der bemannten
Weltraumfahrt eine*n Para-Astronaut*in ausbilden möchte und damit ein wichtiges
Zeichen setzt.
7
Konkret: DEIN WUNSCH-AUFTRITT in 2021 (Mailänder Scala, Sorbonne, Fernsehsender
phoenix, oder, oder?)?
Mediale
Auftritte sind nicht das, wonach ich suche. Wenn ich einen Wunsch frei hätte,
dann würde ich mir für 2021 eine Reise in die Atacama-Wüste wünschen, um dort
im La-Silla-Observatorium oder der Europäischen Südsternwarte als Besucherin
„aufzutreten“ und den dort arbeitenden Astronom*innen über die Schulter schauen
und über ihre Beobachtungen, die internationale Zusammenarbeit und die Wunder
des Universums sprechen zu dürfen.
8
Was ist DEINE Botschaft für 2021 – welchen Trost magst DU DEINER Welt, DER Welt
schenken?
Der
Schritt ins Ungewisse mag Angst machen, aber du bist nicht allein. Der Blick in
den abendlichen Sternenhimmel kann in diesen Zeiten Trost spenden. Das mache
ich selbst gerne ab und an, um nicht aus den Augen zu verlieren, dass wir alle
miteinander verbunden sind: Meine Freunde oder meine Familie, die hunderte
Kilometer von mir entfernt leben, sehen dieselben Sterne wie ich und sie
leuchten auch für sie genauso hell.
9
Was ist das GANZ BESONDERE, dass DU DIR für 2021 wünschst - für DEINE Fans,
DEIN Publikum, DEINE Spektator*innen, DEINE Leserinnen und Leser, DEIN
Auditorium?
Ich
wünsche mir, dass wir durch diese Pandemie einen besseren Zugang zu unserer
Gefühlswelt finden. Gefühle können ein guter Kompass in diesen Zeiten sein,
denn nicht immer ist alles mit dem Verstand fass- und begreifbar. Für mich war
diese Pandemie vor allem eine fühlbare Krise und diese Gefühle müssen ihren
Ausdruck finden dürfen. Die Kunst- und Kulturszene hat durch die Pandemie
äußerst fruchtbaren Boden vor sich liegen, aus dem in den nächsten Jahren und vermutlich
auch Jahrzehnten noch geschöpft werden und aus dem neues Leben in bunten Farben
erblühen kann.
10
Was wünschst DU DIR FÜR DICH für dieses Jahr? Was möchtest DU am 31. Dezember
2021, 18:00, besonders gerne erinnern? Welcher Wunsch soll wahr geworden sein?
Welches Ziel erreicht? Welche Vision bereits erkennbar?
Ich
möchte weiterhin meinem Herzen folgen dürfen ohne, dass sich andere Menschen
dadurch vor den Kopf gestoßen fühlen. Herzenswege sind meist sehr steinig und
einsam, weil man auf diesen Wegen ungern Kompromisse eingeht. Ich hoffe, dass
ich bis zum Ende des Jahres einen weiteren wichtigen Wegabschnitt geschafft
habe – am liebsten in Begleitung.
+
1 Für was bist DU vor allem DANKBAR?
Ich
bin dankbar für die vielen wunderbaren Menschen, die mir jeden Tag mit Liebe
und Vertrauen begegnen und mein Auffangnetz sind, wenn ich über mich selbst
hinauswachse und den Boden unter den Füßen verliere. Ich bin sehr dankbar für
die wertvollen Begegnungen der letzten Jahre – manche davon haben mich tief
fallen, andere wiederum hoch fliegen lassen, aber jede davon war es wert, sie
„durchlebt“ zu haben. Ohne diese Erfahrungen, wäre ich nicht der Mensch, der
ich heute bin. Sie sind Teil meiner Biografie und meiner Geschichte.
ABOUT ME
HS.-Prof. Mag. Dr. Nadja Köffler MA
Als freie Autorin und (Bild-)Redakteurin sowie Hochschulprofessorin für Kulturelle Bildung (KPH Edith Stein) forsche, lehre und schreibe ich zu Fragestellungen im Bereich Fotografie und Geschlecht, Weltraumfotografie und Weltbilder, visuelle Ethik und Inter- und Transkulturalität.
Ich studier(t)e „Arts and International Cooperation“, „Kulturmanagement“, „Bildredaktion“, „Translations- und Kulturwissenschaften“ sowie „Medienwissenschaften“ an verschiedenen Bildungseinrichtungen und Hochschulen wie u.a. an der Zürcher Hochschule der Künste, der Universität Innsbruck und der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin.
Ich bin berufenes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie und arbeite freiberuflich vermittelnd, kuratorisch und beratend für Fotograf*innen, diverse Medienunternehmen, Vereine und Kultureinrichtungen wie zuletzt für den Deutschen Jugendfotopreis und den Verein ipsum.
Ich bin Gründerin des Projektes
„Spacegaze – Raum für Perspektivenwechsel, Kreativität und Innovation“, das einen
Begegnungsraum des Staunens, Fühlens und des Dialogs bieten möchte, in dem über
die Auseinandersetzung mit weltraumassoziierten Phänomenen und Themen mittels
visuell-ästhetischer, wissenschaftlicher und kulturvermittelnder Formate Perspektivenwechsel
angeregt und Innovation gefördert werden sollen.
www.spacegaze.org (geht demnächst
online)
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